(etwas außerhalb einer Google-Abfrage und etymologischem Wörterbuch stehend – aber nicht so ganz)
Als wir – meine Frau Susanne und ich – unsere Homepage zur Paarberatung geschrieben, und uns über die Inhalte verständigt haben, waren wir uns darin einig, dass Spiritualität ein wesentlicher Bestandteil von glücklichen Beziehungen sein kann, und nach unserer persönlichen Auffassung auch sein muss. Deshalb wird auf unserer Homepage auch von Spiritualität gesprochen.
Ich möchte etwas dazu zu sagen, was wir mit dem Wort „Spiritualität“ meinen.
In meiner vorwiegend psychologisch ausgerichteten Arbeit verwende ich den Begriff Spiritualität, eher selten. Für viele Menschen beinhaltet diese Vokabel etwas Fernes und Esoterisches, oder auch Weltfremdes, das sich dem normalen Denken entzieht. Spiritualität ist dann nur ein anderes Wort für „unlogisch“ oder „unrealistisch“ . Lässt man sich jedoch darauf ein, befindet man sich irgendwie auf einem unsicheren Terrain, ist mit Jenseitigem, und nicht so recht greifbaren Dingen befasst. Der ganze unbeweisbare subjektive „Glaubenskram“ also! Jeder hat halt ein Recht auf seinen persönlichen Unsinn, mit dem sie/er sich die Welt (zur Scheibe !) erklärt..
Ich finde, dass die eigentliche Bedeutung des Wortes sehr einfach zu fassen ist. Wenn wir uns in Lebenslagen befinden, die wir als schicksalhaft erleben, entsteht von ganz allein die Frage nach den Sinn. Vernünftige Betrachtungen greifen nicht und werden daher als nicht ausreichend empfunden (z.B. die völlig falsche, aber nicht tot zu kriegende (Leer-)Formel: die Zeit heilt alle Wunden u.ä.) .
Das es den Menschen im Krieg so gehen mag (diese Frage nach dem Sinn zu stellen) , wird sofort einleuchten, dass aber auch unser Alltag ebenfalls die Notwendigkeit beinhaltet darin „Sinn“ zu erfahren, ist nicht so augenfällig.
Spiritualität beinhaltet übrigens nicht zwangsläufig zu Gott zu beten oder einem religiösen Weg zu folgen. Es bedeutet vielmehr inne zu halten und in eine tiefere persönliche Ebene einzusteigen d.h. diese zuzulassen. Darin erst findet dann unser persönliches Sinnerleben statt.
Diese metaphysische Ebene ist unserem Alltag sehr nahe und darin eingeflochten. Und somit näher, als es auf dem ersten Blick scheinen mag. Es muss für jeden von uns einen Sinn ergeben, dass wir arbeiten, dass wir lernen, dass wir lieben, in Beziehungen gehen, dass uns der Zufall an einen Ort verschlagen hat, wir Menschen getroffen haben die jetzt unsere Freunde sind und irgendwo einen Platz zum Leben gefunden haben. Oder ein Mensch auch gebeutelt wurde, durch Enttäuschungen und aus Misslingen von Hoffnungen und Absichten eine Biografie geschrieben hat.
Am ehesten würde ich Spiritualität als die jedem Menschen eigene und angeborene Fähigkeit beschreiben, Sinnhaftigkeit und Sinn im eigenen Leben und Handeln zu finden. Und dieser Sinn ist nicht von einem Glaubenssystem oder der Zustimmung durch eine Autorität abhängig, sondern beruht auf einer inneren Resonanz mit dem, was Sinn herstellt.
Um diese Tiefe des scheinbar Banalen zu verstehen, braucht es mehr als nur eine psychologische oder sonstige Auf-und Erklärung, sondern es meldet sich ein als dringlich empfundenes persönliches Gefühl einen Frieden mit dem machen zu wollen, was (geworden) ist. Diese existenzielle Frage nach dem „warum“ lässt nur eine metaphysische Antwort zu.
Von außen betrachtet, mag es als banal erscheinen, aber für uns persönlich macht es „Sinn“. Sinn ist eher eine Erhellung als eine Erklärung. Spiritualität braucht das Subjektive, die innere Erfahrung, die sich dann wie eine zwar nicht (objektiv) fassbare aber sichere persönliche Wahrheit anfühlt.
Die Frage, ob man sich dabei auch (ver-) irren könne, ist zulässig und lautet Ja, man kann!
Thomas Wolf hat in seinem Roman „Schau heimwärts Engel! geschrieben:
„Jeder von uns stellt alle Summen dar, die er nicht zusammen gezählt hat. Versetze uns in Nacht und Nacktheit zurück, und du wirst erkennen, dass die Liebe, die gestern in Texas endete, vor 4000 Jahren auf Kreta begann.“
Eduard Luszas