In der Harvard Study of Adult Development wurden die Leben von über 2000 Personen über 80 Jahre lang untersucht. Revolutionär am Studiendesign war für damals, dass die Untersuchung von Anfang an darauf fokussierte, was zum Wohlbefinden von Menschen beiträgt, nicht darauf, was sie krankmacht. Der aktuelle Direktor der Studie, Robert Waldinger, ist zudem Psychiater, Psychoanalytiker, Zen-Priester und Teilzeitprofessor für Psychiatrie an der Harvard Medical School. Der stellvertretende Leiter der Studie ist der Psychologe Marc Schulz.

Obwohl Menschen sehr unterschiedlich ticken und jeder von uns höchst individuelle Vorstellungen von einem glücklichen Leben hat, ist es überraschenderweise doch so, dass sich ein einziger Faktor bei der Harvard-Studie und anderen internationalen Langzeitstudien als eindeutig am wichtigsten herausstellt: gute Beziehungen. Damit sind nicht unbedingt nur Paarbeziehungen gemeint, sondern auch Freundschaften, Familie, Kolleginnen und Kollegen, Nachbarschaftsbeziehungen oder Zufallsbegegnungen.

„Wenn wir alle vierundachtzig Jahre der Harvard-Studie nehmen und sie zu einem einzigen Lebensprinzip zusammenfassen, wäre dieses: Gute Beziehungen machen uns gesünder und glücklicher“, betonen Waldinger und Schulz.

Diese Erkenntnis steht im Widerspruch zu vielfach verbreiteten Vorstellungen, was ein glückliches Leben ausmacht: Beruflicher Erfolg, Wohlstand, ausreichend Bewegung oder gesunde Ernährung – all das ist zwar nicht unwichtig für das Wohlbefinden. Letztlich entscheidend sind aber gute Beziehungen, in denen man einander unterstützt, sich geschätzt und nicht ausgebeutet fühlt.